An alle an diesen noch ganz unvoreingenommenen Erstklässler&innen Erziehenden – also Mamas, Papas, Omas, Opas, Tanten, Onkel … ja natürlich auch Lehrer&innen, aber die wissen das schon, weil sie sich in neuer Bildungsforschung natürlich auskennen und sich nicht aus der alten Klamottenkiste der eigenen Schulerfahrung bedienen, wenn in der Schule etwas passiert.
Zum Beispiel der erste Mathetest. „Schon im ersten Schuljahr ????? Noch vor den Herbstferien ????? Bei der Sofie war das aber erst Ende der zweiten Klasse !!! Du Armer, du Arme !!!!! Du hast aber eine strenge Lehrerin !!!“ Sie merken, Sie können an dieser Stelle Ihre ersten richtig fetten Fehler machen. Ihr Kind oder Ihr Enkelkind darauf bringen, dass es schlimm ist, einen Test zu schreiben. Weil das die Klamottenkiste natürlich signalisiert. Schauen Sie doch mal, was in der Hattie-Studie ganz oben steht: Selbsteinschätzung des eigenen Leistungsniveaus. Ja klar: Wer meint, er hätte keine Lücken und er hat sie, der schätzt sich falsch ein, lernt an der falschen Stelle oder zu wenig und schiebt am Ende … also später, wenn es dann mal richtige Noten gibt …. alles auf die Lehrer&innen. Sie spüren das noch tief in sich drin, wenn Sie mal drauf achten. Tests sind natürlich Lückenfinder. Tests sind eigentlich echte Freunde. 🙂 Ja ich weiß, das ist nun wirklich eine echte Kürübung. Aber Ihre Aufgabe ist es, dieser Kür nicht gleich am Anfang im Weg zu stehen. Gleich zu Beginn Verunsicherung mit ins Spiel zu bringen. Zu erschrecken, wenn da Lücken in einem Test auftauchen. Sie müssen lernen, auf Lücken positiv zu reagieren. Wenn Sie wollen, dass ein gutes Fundament gebaut wird. Ich spreche hier auch als Mathelehrer. Wenn man Lücken zulässt, weil man Tests nicht als reine Wegweiser sehen will und kann, der tut so einem/r Erstklässler&in einen Bärendienst.
Deshalb: Keine Sorge. Für Schulneulinge sind Tests noch überhaupt keine Bedrohungen. Außer sie haben es schon vielfältig aus ihrem Umfeld erfahren. Machen Sie Ihrem Enkel(kind) klar, dass Lücken nicht vom Lehrer kommen und dass Bewertungen nur Lückenhinweise sind. Dass Lücken füllen nach so einem Test eine großartige Möglichkeit sind, sich sein komfortables Fundament zusammenzubauen.
Ich drücke Ihnen ganz doll die Daumen, dass Sie Hattie mehr glauben können als Ihren Schulgefühlen aus der eigenen Klamottenkiste. 250 Millionen Schüler&innen weltweit, auf die Hatties Erkenntnisse zurückgehen, sollten Sie mehr überzeugen als die Erinnerungen an eine Zeit, in der Sie selbst die Schulwelt vor und mitten in der Pubertät bewertet haben. Ihr (Enkel)sohn oder Ihre (Enkel)tochter wird es Ihnen später mit viel schulsicher Zufriedenheit danken, ohne dass er/sie weiß, dass dies auf Ihre professionelle Zurückhaltung bei Tests zurückgeht. 🙂
Ihr Otto Kraz